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Ernst
Zöphel

Ernst Zöphel war ein Aschaffenburger Original. Wer kannte nicht die hohe Gestalt mit dem weißen Vollbart und dem Hut und natürlich mit seiner Geige. Der Mann, der jahraus, jahrein, mit Unterbrechungen in der Herschelgass Musik machte. Sein Vater war ebenfalls Geigenbauer gewesen.
Ernst Zöphel erlernte zunächst selbst das Geigenbauer-Handwerk und studierte danach in Würzburg Klarinette und Geige.

Während seines Einsatzes in Polen Anfang des ZweitenWeltkrieges desertierte der 25-jährige und schlug sich nach Aschaffenburg durch. Dort versteckte er sich in einer Scheune, stellte sich jedoch, um niemanden zu gefährden, nach einer Woche. Er wurde verhaftet. Ein Irrenhaus in Berlin und jahrelanges Straflager in Frankreich waren die nächsten Stationen. Das blieb für Zöphel nicht ohne Folgen.

Ernst Zöphel stand unter Betreuung. Wann und warum er sein Vagabunden-Dasein aufnahm, ist nicht gesichert, wohl aber, dass er mit einer Jahreskarte der Bahn durch die Lande reiste. Das Geld für die Fahrkarte, für den Lebensunterhalt erspielte er mit Volks- und Kinderliedern auf der Straße. Über Ernst Zöphel gibt es viele Anekdoten und viele Aschaffenburger können von ihren Begeg-nungen mit ihm erzählen.

Geschäftsgrundlage und ständige Begleiterin in einem war für den Geigenbauer Zöphel seine Geige. Erst als ihm wegen seiner Zuckerkrankheit in den 90er-Jahren ein Bein abgenommen wurde und er fortan auf den Rollstuhl angewiesen war, verkaufte er sie.

Gestorben ist Ernst Zöphel am 21.September 2001 in einem Altenheim in Niederlauer bei Bad Neustadt.

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